🌿 Was ist eigentlich ein Herzweiser? In diesem Blogbeitrag erzähle ich dir die persönliche Geschichte hinter dem Begriff Herzweiser – einem inneren Kompass, der aus Empathie, Intuition und Selbstverbindung entsteht. Ich nehme dich mit in eine herausfordernde Phase meines Mutterseins – geprägt von Erschöpfung, kindlichen Gefühlsstürmen und dem tiefen Wunsch, präsent und liebevoll zu begleiten. Durch einen überraschenden Moment mit meiner Tochter durfte ich erkennen: Kinder handeln nicht gegen uns – sie handeln für sich. Der Herzweiser ist diese leise, oft überhörte Stimme in uns, die uns erinnert, wer wir sind, was wir fühlen und was wir wirklich brauchen. Er hilft uns, uns nicht im Außen zu verlieren – in Meinungen, Erwartungen oder Erziehungsratgebern –, sondern in uns selbst die Antworten zu finden. Wenn wir uns mit dieser inneren Stimme verbinden, können wir auch unseren Kindern Raum geben, sie selbst zu sein – empathisch, frei und verbunden. Vertrau deinem Herzweiser – du trägst ihn bereits in dir.
Herzweiser – was soll das eigentlich sein?
Heute möchte ich dir den Begriff Herzweiser erklären, der immer wieder bei mir zu sehen und zu hören ist.
Was ist das denn eigentlich?
Ich war damals in einer sehr prägenden Situation – als Mutter von zwei Kindern. Eines der Kinder war zu der Zeit ein Baby, ein sehr anhängliches Baby, das ich oft in der Trage hatte und viel stillte. Es brauchte sehr, sehr viel Nähe, was mir viel Energie nahm.
Das zweite Kind befand sich mitten in der Autonomiephase – eine Phase, die bei ihr sehr, sehr lange andauerte und mir ebenfalls viel Energie und Begleitung abverlangte.
Die Situation war folgende: Immer direkt nach dem Kindergarten mussten Gefühle rausgelassen werden – alles, was sich über den Tag angesammelt hatte, in Form von langen, intensiven Wutanfällen.
Ich fühlte mich damals überfordert und zweifelte immer wieder an mir selbst. Ich habe viel gelesen und gelernt, dass Kinder sehr kompetent sind und immer aus einer positiven Intention heraus handeln – nicht aus Boshaftigkeit.
Und ich spürte, dass das wahr ist. Gleichzeitig zweifelte ich an mir: Ich merkte, dass ich nicht in der Lage war, mein Kind so zu begleiten, wie es das gebraucht hätte. Ich wusste, dass ich mehr Ruhe ausstrahlen müsste, aber ich schaffte es einfach nicht.
Der Wutanfall fand damals im Flur statt, direkt nachdem wir nach Hause gekommen waren. Ich weiß noch: Ich fühlte mich von den Gefühlen meines Kindes übermannt und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich sank zu Boden – mit dem Baby in der Trage – und mir liefen die Tränen über die Wangen. Ich fühlte mich allein und hilflos, obwohl ich mit zwei Kindern da war.
Auf einmal fiel mir meine Tochter um den Hals und sagte:
„Was hast du denn? Wie geht es dir denn? Was kann ich tun?“
In dem Moment war ich so überrascht. Ihre Wut war plötzlich verschwunden – und ich merkte: Es hatte gar nichts mit mir zu tun. Es waren ihre Gefühle.
Ich realisierte, dass ich dachte, ich trage die Verantwortung für ihre Wut. Dass es meine Schuld sei, dass es ihr so geht.
Doch das war nicht so.
Sie war mit ihren Gefühlen beschäftigt und mir gegenüber gar nicht negativ eingestellt.
Ich hatte all diese Gedanken wie:
„Nur mein Kind ist so wütend und schreit so herum.“
„Ich bin keine gute Mama.“
Doch plötzlich merkte ich: Es war nicht so. Sie machte es weder, um mich zu ärgern, noch, weil etwas mit ihr „falsch“ war.
Tief in ihr drin steckte ein ganz großes Herz – und das zeigte sie in diesem Moment so deutlich.
Was ich also spürte, war wahr.
Im Laufe der Jahre habe ich viel an mir gearbeitet und konnte vieles auflösen. Wenn ich sie heute anschaue, weiß ich, was für ein empathischer Mensch sie ist – und dass das schon immer in ihr steckte.
Ich bin so dankbar und froh über diese leise Stimme in mir, die mir sagte, dass Strafen, Auszeiten usw. nicht der richtige Weg sind.
Dass ich sie nicht eingeschränkt, sondern ihr Raum zum Wachsen und Lernen geschenkt habe.
Ich habe ihr Zeit geschenkt.
Diese Stimme war sehr, sehr leise, doch ich habe immer auf sie gehört.
Und ich bin der festen Überzeugung, dass diese leise Stimme in jedem von uns steckt.
Ein kleiner Anteil dieser Stimme erinnerte mich an mein eigenes Kindsein. Ich wusste, wie ich mich als Kind gefühlt habe.
Diese starke Empathie, die unsere Kinder haben, wird uns in verschiedenen Kontexten immer wieder gespiegelt.
Sie kann sich nur entfalten, wenn wir ihnen Raum geben.
Ein empathischer Mensch wird nicht empathisch, wenn man ihm sagt:
„Nimm dich zurück! Es geht nicht immer um dich!“
Sondern wenn ich ihm Empathie entgegenbringe, dann kann sich seine Empathie entwickeln.
Genauso ist es mit dem Vertrauen in die innere Stimme.
Und ja, es gibt sehr, sehr viel Druck von außen.
Wir alle sind geprägt von Glaubenssätzen, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben.
Durch all diese Schichten fällt es uns oft schwer, auf diese leise Stimme zu hören.
Mit dieser leisen Stimme meine ich nicht den inneren Kritiker.
Das ist nämlich die Herausforderung – diese beiden Stimmen zu unterscheiden.
Der innere Kritiker stammt aus dem Ego, nicht aus dem Herzen.
Er meint es gut mit uns, möchte uns vor Erfahrungen schützen – aber er ist oft die Stimme, die wir schon früh gehört haben:
„Sei nicht so laut!“
„Jetzt hast du schon wieder etwas falsch gemacht!“
Diese Sätze stecken in uns.
Und genau hier liegt die Kunst:
Welche Stimme ist nun meine Herzstimme?
Mit der Zeit wird es immer leichter, sie zu erkennen.
Wenn wir das schaffen, brauchen wir keine Beratungen, Tipps oder Tricks von außen.
Wir können uns stattdessen fragen:
Wer bin ich wirklich? Was wünsche ich mir für meine Kinder? Was ist meine Vision für ihr Erwachsenenleben – und was kann ich tun, damit diese Vision Wirklichkeit werden kann?
Kinder mit Strafen, Belohnungen oder „Konsequenzen“ zu konditionieren, kann in ferner Zukunft dazu führen, dass sie den Zugang zu ihrer Herzstimme verlieren.
Deshalb ist es so wichtig, sich zu fragen:
„Was will ich und was brauche ich?“
Wenn es mir selbst nicht gut geht, verlaufen Wutanfälle ganz anders.
Es geht – wie immer – darum, zuerst bei dir selbst einzuchecken.
Erst wenn du ganz bei dir bist, kannst du dich um dein Kind kümmern.
Frag dich immer wieder:
„Was brauche ich gerade – und wer bin ich gerade?“
Bist du dein erwachsenes Ich oder dein fünfjähriges Ich?
Wir neigen so oft zum Interpretieren.
Wenn du ein zweijähriges Kind vor dir hast und es wütend ist, könnte deine Kopfstimme sagen:
„Das Kind provoziert mich! Es tanzt mir auf der Nase herum!“
Dann frag dich:
Wie fühle ich mich gerade?
Ich fühle mich nicht gesehen, überfordert, hilflos.
Dann habe ich erst einmal Mitgefühl mit mir selbst – und kann mich anschließend fragen:
Ist es realistisch, dass mein Kind mich manipuliert?
Was braucht es an kognitiven Fähigkeiten, um jemanden zu manipulieren oder gezielt zu provozieren?
Kann ein zweijähriges Kind sich in mich hineinversetzen und gezielt handeln?
Die Antwort lautet meist: nein.
Also schau dein Kind an – wie es wirklich ist.
In der Vogelperspektive können wir klar erkennen:
Natürlich provoziert mein Kind mich nicht.
Es handelt gerade für sich, für seine Bedürfnisse.
Dann darf ich einen Weg daraus finden.
Und das schaffen wir – wenn wir uns mit unserem Herzweiser verbinden.
Der Begriff setzt sich aus Herz und Wegweiser zusammen.
Das Herz kennt unseren Weg.
Wenn wir wissen, welchen Weg wir gehen wollen, können wir schauen:
Was ist jetzt zu tun?
Was ist jetzt wichtig?
Was will gesagt oder gefühlt werden?
Ich mag den Begriff so sehr, weil er sich nach innen richtet.
Er fragt nicht:
„Was macht meine Schwiegermutter, meine Nachbarin, meine Freundin?“
Sondern:
„Was passt zu uns, zu unserer Familie?“
Was für euch gut ist, muss nicht für andere gelten.
Und was heute zu deinem Kind passt, muss nicht zu deinem anderen Kind passen.
Jedes Kind ist anders.
Diese Weisheit erlangen wir durch die Verbindung nach innen – zu uns selbst.
Dann wissen wir, was zu tun ist.
Wenn wir uns nach dem Außen richten, finden wir nur Verwirrung – es gibt so viele unterschiedliche Meinungen.
Dann wissen wir nicht mehr, was richtig ist.
Deshalb: Vertraue auf deinen Herzweiser.
Auch du hast ihn.
Und du weißt – tief in dir – was für dich und dein Kind richtig und gut ist.
Du wusstest es schon immer.
Du musst nur wieder den Zugang finden.
Das war eine kurze Abhandlung meines Begriffs Herzweiser.
Ich hoffe, du konntest etwas für dich mitnehmen.
Melde dich jederzeit gerne, wenn du noch Fragen hast.
Lass mich wissen, wie dir der Podcast gefallen hat – und jetzt wünsche ich dir erstmal einen wunderschönen Tag! 🌿