Konflikte mit unseren Kindern – anstrengend, ja. Aber auch eine echte Chance. Familienalltag ist bunt, laut – und manchmal ganz schön konfliktgeladen. Ob es ums morgendliche Anziehen, widerspenstige Socken oder das Haarewaschen geht: Viele Eltern kennen diese Momente, in denen scheinbar Kleinigkeiten den ganzen Tag kippen lassen. In diesem Blogbeitrag teile ich persönliche Erfahrungen aus unserem Familienleben und zeige, wie viel mehr hinter einem Streit stecken kann. Denn oft geht es gar nicht um das, was auf den ersten Blick sichtbar ist – sondern um Bedürfnisse, Gefühle, Nähe oder Stress. Du erfährst, warum es sich lohnt, Konflikte nicht reflexartig vermeiden zu wollen, sondern sie als Chance für mehr Verständnis und Verbindung zu nutzen. Mit praktischen Beispielen, dem Eisberg-Modell und ein paar ganz ehrlichen Gedanken möchte ich dich ermutigen, deinen Blick auf Konflikte zu verändern. Ein Beitrag für alle Eltern, die manchmal zweifeln, oft ihr Bestes geben – und bereit sind, inmitten des Chaos echte Nähe zu entdecken.
Heute soll es um das Thema Konflikte gehen. Ein Konflikt entsteht, wenn mindestens zwei Menschen aufeinandertreffen und unterschiedliche Meinungen haben. Natürlich gibt es auch innere Konflikte, doch heute soll es wirklich um zwischenmenschliche Konflikte, insbesondere um Konflikte mit unseren Kindern, gehen.
Viele Menschen möchten Konflikte vermeiden. Sie sind harmoniebedürftig und es ist ihnen sehr wichtig, dass sich alle gut verstehen. Ich glaube jedoch, dass es nicht der richtige Weg ist, Konflikte zu vermeiden – vielmehr sollten wir versuchen, unser Gegenüber besser zu verstehen und darauf achten, dass der Konflikt nicht in einem Streit eskaliert.
Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Konflikt und einem Streit:
Einem Streit liegt zwar meistens ein Konflikt zugrunde, aber in einem Streit geht es oft nicht mehr um das eigentliche Thema. Ein Konflikt muss jedoch nicht zwangsläufig in einem Streit enden.
Mit einem Streit meine ich Situationen, in denen Menschen sich anschreien, beleidigen oder verletzen – manchmal sogar „absichtlich“.
Mit „absichtlich“ meine ich: Jemand wurde selbst so sehr verletzt, dass er in Kauf nimmt, den anderen ebenfalls zu verletzen, um sich selbst zu schützen.
In Wahrheit möchten wir niemanden verletzen – zumindest nicht bewusst. Oft handelt es sich um unbewusste Schutzreaktionen.
Der Satz „Verletzte Menschen verletzen Menschen“ bringt es gut auf den Punkt.
Damit es nicht so weit kommt, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, auf wie vielen Ebenen wir kommunizieren.
Es geht nie nur um die Sachebene, sondern immer auch um unsere Beziehung, um unseren emotionalen Zustand, um unsere Geschichte mit dem anderen Menschen.
👉 Fragen, die eine Rolle spielen:
Diese Aspekte spielen alle mit hinein und beeinflussen die Dynamik eines Konflikts.
Du kannst dir das Ganze wie einen Eisberg vorstellen.
Die Sachebene – also das, worum es scheinbar geht – ist nur die Spitze.
Unter Wasser liegen all die unsichtbaren Anteile:
👉 Das eigentliche Thema liegt meist unter der Oberfläche – und hat oft wenig mit dem offensichtlichen Streitpunkt zu tun.
Das Wichtigste ist: Zuhören.
Wir sind oft so sehr auf unsere eigene Meinung fixiert und darauf, dass der andere sie verstehen soll, dass wir gar nicht wirklich zuhören.
Frage dich stattdessen:
„Was ist der Schmerzpunkt meines Gegenübers?“
„Was bewegt diesen Menschen dazu, so zu handeln oder eine andere Meinung zu haben?“
Erst wenn wir bereit sind, den anderen wirklich verstehen zu wollen – und das gegenseitig –, kann eine Lösung entstehen.
Und oft muss es nicht einmal ein Kompromiss sein. Manchmal zeigt sich ein Weg, den vorher keiner gesehen hat.
Ein Konflikt, der bei uns in der Familie immer wieder vorkam, drehte sich um das Thema Socken – besonders, als meine Kinder noch klein waren.
Die Socken waren unangenehm, wurden ständig abgelehnt. Je nach meiner eigenen Tagesform konnte ich besser oder schlechter damit umgehen.
Irgendwann war das Thema so emotionsgeladen, dass mich schon das Wort „Socken“ aus der Fassung brachte.
Dann hatte ich ein Gespräch mit einem anderen Familienmitglied, das mir sagte:
„Mir geht es genauso! Wenn die Sockennaht kaputt ist, fühlt sich das so unangenehm an, dass ich sie sofort ausziehen muss – selbst mitten in der Bahn.“
Das fand ich sehr interessant. Es half mir, das Verhalten meines Kindes besser zu verstehen.
Mein Kind wurde also nicht jeden Morgen wach, um sich zu überlegen:
„Wie viele Socken lehne ich heute ab, um Mama zur Weißglut zu treiben?“
Nein, mein Kind war selbst verzweifelt, weil es das Problem nicht in Worte fassen konnte. Die Naht war einfach unangenehm – mehr nicht.
Unsere Lösung: Wir drehten die Socken einfach um.
Manche fanden das vielleicht nicht schön, aber für uns war es eine machbare Lösung. Eine Zeit lang haben wir auch Nylonstrümpfe ausprobiert. So war uns beiden geholfen.
Auch das Thema Haarewaschen war bei uns mal schwierig, abgesehen davon, das sich über die Häufigkeit diskutieren lässt, mussten sie z.B nach dem schwimmen im Schwimmbad einfach aus gesundheitlichen Gründen, wegen dem Chlor gereinigt werden.
Lange dachten wir, unser Kind wolle einfach nicht die Haare waschen. Doch eines Tages merkten wir:
„Es geht gar nicht ums Waschen – sondern darum, dass Wasser ins Ohr läuft.“
Als wir das verstanden hatten, konnten wir eine Lösung finden, bei der das Wasser nicht mehr ins Ohr läuft – und damit war das Problem gelöst.
Manchmal sind es nicht die Socken oder die Haare, sondern:
Auch uns Erwachsene betrifft das. Vielleicht bin ich gestresst, habe schlecht geschlafen, bin mit dem Kopf noch bei der To-do-Liste oder dem Streit mit dem Nachbarn.
Dann lohnt es sich zu fragen:
„Was ist mir gerade wirklich wichtig?“
„Was ist meinem Kind gerade wichtig?“
Beispiel morgens beim Anziehen:
Will ich, dass mein Kind es allein schafft?
Oder ist es mir wichtiger, pünktlich aus dem Haus zu kommen?
Wenn mir Pünktlichkeit wichtiger ist, kann ich sagen:
„Ich helfe dir heute – damit wir pünktlich loskommen. Und ich schenke dir dabei Nähe.“
Ich möchte dich ermutigen, deinen Blick auf Konflikte zu verändern.
Beurteile dein Familienleben nicht danach, wie viele Konflikte es gibt – sondern darin, wie ihr mit ihnen umgeht.
Jeder Konflikt ist eine Chance:
Wenn ihr es schafft, Konflikte gemeinsam auf Augenhöhe zu lösen, wird eure Beziehung gestärkt.
Ich hoffe, der Blogbeitrag hat dir gefallen.
Meld dich gerne, wenn du Ergänzungen hast – und ich wünsche dir jetzt einen wundervollen Tag! 🌿