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Nikolaus als Druckmittel? Darum solltest du es vermeiden

Veröffentlich
6.12.25
Leonie Ries
Autor

Erfahre, warum Nikolaus-Drohungen mehr Schaden anrichten können, als du denkst – und wie du emotionale Gewalt erkennst, vermeidest und stattdessen echte Verbindung zu deinem Kind stärkst. Für eine liebevolle, magische Adventszeit ohne Angst und Beschämung.

Warum wir den Nikolaus nicht als Druckmittel brauchen – und wie du stattdessen wirklich Verbindung schaffst

Mitten im Dezember, wenn alles nach Zimt, Kerzen und Geheimnissen duftet, stehen viele Familien vor einer alten, hartnäckigen Tradition: Nikolaus, Weihnachtsmann & Co. als erzieherische „Druckmittel“.

Und ganz ehrlich – wir wissen alle, warum das so verlockend ist. Kinder sind aufgeregt, der Alltag ist voll, und der Gedanke, dass der Nikolaus „mal kurz“ übernimmt, scheint manchmal wie eine Abkürzung.

Aber lass uns einmal liebevoll und ehrlich hinsehen:
Was macht das eigentlich mit Kindern – und was bleibt langfristig zurück?

Wenn der Konflikt plötzlich zwischen Kind und „fiktiver Figur“ entsteht

Viele Eltern greifen zu Nikolaus-Drohungen, weil es im Moment einfacher wirkt:
„Wenn du jetzt nicht XY machst, dann bekommt der Nikolaus das zu hören.“

Damit wird der eigentliche Konflikt – zwischen dir und deinem Kind – auf eine Figur ausgelagert.
Das Problem: Deine subjektive Wahrnehmung („Es ist zu laut“, „Es ist zu unordentlich“) bekommt plötzlich den Anschein von Objektivität, sobald sie dem Nikolaus zugeschoben wird.

Was dich stört, wird damit zum scheinbaren „allgemeingültigen Urteil“ – und genau das kann bei Kindern Druck erzeugen, den sie gar nicht einordnen können.

Warum Drohungen langfristig nichts verändern – außer Vertrauen

Kinder handeln niemals gegen uns – sie handeln immer für sich.
Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis, eine Überforderung, eine Emotion oder ein Entwicklungsschritt.

Wenn stattdessen eine Drohung über ihnen schwebt, wie:

  • „Dann gibt es keine Geschenke!“
  • „Das sagt der Nikolaus weiter.“

… entsteht ein kurzer Gehorsam – aber keine Einsicht.
Was wirklich hängen bleibt, ist Angst, Unsicherheit und das Gefühl, falsch zu sein.

Nikolaus-Lob- und Tadel-Rituale: Warum sie für viele Kinder beschämend sind

Viele kennen diese Situation:
Ein verkleideter Nikolaus zählt vor Geschwistern oder Nachbarskindern auf, was gut und was „nicht so gut“ war.

Klingt harmlos – ist es aber nicht.

Stell dir vor, dein Chef ruft dich vor das Team und listet öffentlich auf, was du dieses Jahr nicht gut gemacht hast.
Unangenehm? Ganz genau.

Für Kinder ist es oft eine Form von Beschämung – selbst wenn sie äußerlich cool bleiben.

Warum Drohungen und Beschämung auch emotionale Gewalt sein können

Hier beginnt ein Bereich, den viele nicht bewusst wahrnehmen – und doch ist er wichtig:

Drohungen, Angst und Beschämung fallen in eine Form von emotionaler Gewalt.
Nicht, weil Eltern „schlecht“ wären, sondern weil diese Dynamik Kinder innerlich verletzt, selbst wenn es niemand merkt.

Emotionale Gewalt zeigt sich, wenn:

  • Kinder aus Angst statt aus Verständnis handeln,
  • ihre Bedürfnisse übergangen werden,
  • sie sich nur „wertvoll“ fühlen, wenn sie Erwartungen erfüllen,
  • subtile Bloßstellung ihr Selbstwertgefühl trifft,
  • Druck und Unsicherheit mehr Raum bekommen als Beziehung und Vertrauen.

Kinder können das nicht benennen – aber sie fühlen, dass etwas an ihrer inneren Sicherheit rüttelt.
Drohungen verändern Verhalten kurzfristig, aber sie hinterlassen Risse im Vertrauen.

Und das Verrückte ist: Viele von uns haben diese Muster selbst erlebt und nie hinterfragt – bis wir plötzlich Eltern sind und ganz neu hinfühlen.
Genau hier beginnt Veränderung.

Was passiert eigentlich, wenn Kinder nicht mehr glauben?

Diese Methoden funktionieren nur, solange Kinder an diese Figuren glauben.

Sobald dieser Zauber bröckelt, bleibt die Frage:
Was bleibt dann von der Beziehung übrig?

Wenn jahrelang mit Angst gearbeitet wurde statt mit Verbindung, fehlt ein tragender Boden.
Und ohne Beziehung funktioniert langfristig keine Erziehung.

Der Schlüssel: Gemeinsam verstehen, statt gegeneinander arbeiten

Wenn in der Familie etwas verändert werden soll – Ordnung, Lautstärke, Routinen – brauchst du kein Druckmittel.
Du brauchst:

  • echtes Hinschauen
  • Verständnis für das Verhalten
  • Reflexion über deinen eigenen Anteil
  • gemeinsame Lösungen

Es ist manchmal herausfordernder – aber es ist ehrlich, stabil und bindungsstärkend.

Weihnachtszauber ohne Angst – geht das? Auf jeden Fall! 🎄

Nikolaus & Co. dürfen bleiben!
Sie dürfen wunderschön, geheimnisvoll und magisch sein – ohne Druck, ohne Angst, ohne Bedingungen.

Feste sind Feste.
Geschenke sind Geschenke.
Nichts davon sollte eine Währung sein.

Tipps für eine Adventszeit ohne Druck

1. Bleib bei dir

„Ich fühle mich wohler, wenn es ordentlicher ist. Lass uns gemeinsam eine Lösung finden.“

2. Erkenne das Bedürfnis hinter dem Verhalten

Was steckt hinter dem Widerstand?

3. Lass Magie Magie sein

Ohne Bedingungen. Ohne Angst. Einfach Weihnachtszauber.

4. Rede über Gefühle

Kinder wachsen, wenn sie verstanden werden.

5. Beziehung vor Erziehung

Alles andere funktioniert nur kurzfristig.

FAQs

Schadet das wirklich so sehr?

Es kann – weil Kinder innerlich auf Alarm gehen, wenn Drohung oder Beschämung im Raum stehen.

Ich habe das früher auch erlebt und fand es nicht schlimm – zählt das?

Viele empfinden es rückblickend nicht als schlimm. Die Frage ist: Hat es dir wirklich etwas gebracht?
Meistens lautet die Antwort: nein.

Kann es nicht wenigstens ein bisschen helfen?

Kurzzeitig ja – aber auf Kosten von Vertrauen und innerer Sicherheit.

Dürfen wir trotzdem Nikolaus feiern?

Unbedingt!
Nur ohne Druck, Drohung und Bewertung.

Auch als Video verfügbar

Bereit für den Weg zu einer glücklicheren und stressfreieren Familie?

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.