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Impulsbeitrag: So kannst du Souverän auf Machtkämpfe reagieren

Veröffentlich
8.5.25
Leonie Ries
Autor

Kennst du diese Situationen, in denen dein Kind auf stur schaltet und du das Gefühl hast, in einen Machtkampf gezogen zu werden? In dieser Folge erfährst du, warum es überhaupt zu Machtkämpfen kommt und wie du als Elternteil in deiner ruhigen, souveränen Erwachsenenposition bleiben kannst – ohne den Kampf mitzumachen. ✨ In dieser Folge erfährst du: ✅ Warum Machtkämpfe entstehen und was dahinter steckt ✅ Wie du gelassen bleibst, ohne die Führung zu verlieren ✅ Wie du deinem Kind Mitgefühl & Orientierung gibst

So kannst du souverän auf Machtkämpfe reagieren

Machtkämpfe im Alltag – Wie wir als Eltern in Verbindung bleiben können Heute soll es um ein Thema gehen, das sehr viele Eltern beschäftigt – egal ob sie es selbst erleben oder davon hören: Es geht um das Thema Machtkämpfe. Was meine ich mit einem Machtkampf?
Nehmen wir an, wir sind morgens im Stress. Wir sind spät dran für die Arbeit, die Kinder müssen in die Kita oder Schule. Der Morgen verläuft nicht in dem Tempo, das wir uns wünschen. Das Kind soll sich die Schuhe anziehen, und dann kommt:
„Nein, ich will die Schuhe nicht anziehen!“
Du merkst, dein Stresslevel steigt noch mehr, und du sagst:
„Doch, wir müssen die Schuhe jetzt anziehen, sonst kommen wir zu spät...“
Es schaukelt sich hoch – und dann knallt es. Aber warum kommt es überhaupt zu solchen Machtkämpfen? Zum einen: Kinder wollen Autonomie. Sie wollen selbst bestimmen. Wenn sie merken, dass das in bestimmten Phasen oder Situationen nicht möglich ist und wir Druck ausüben, reagieren sie oft nicht gegen das reine Schuheanziehen, sondern gegen die Gesamtsituation. Wenn wir in solchen Momenten nicht erkennen, worum es gerade wirklich geht – wenn wir in unseren eigenen Gefühlen gefangen sind, wütend, gestresst, unter Zeitdruck – dann entfernen wir uns immer mehr von der Verbindung zu unserem Kind. Wenn es dann nur noch darum geht, wer gewinnt, agieren wir nicht mehr als Erwachsene, sondern aus unserem kindlichen Ich heraus – und das wollen wir eigentlich nicht. Jetzt fragst du dich vielleicht:
Was können wir tun, um aus dem Erwachsenen-Ich heraus zu agieren? Und was bedeutet das überhaupt? Es hilft, sich selbst zu fragen: Was triggert mich hier eigentlich?
Was stört mich an dieser Situation?
Vielleicht erwartest du Kooperation. Vielleicht denkst du:
„Es ist doch jeden Morgen das Gleiche!“
„Wir haben schon so oft darüber gesprochen!“
Oder:
„Ich fühle mich hilflos, weil ich diesen Termin einhalten muss!“ Vielleicht willst du gar nicht mehr zu alten Mustern greifen.
„Ich bemühe mich doch so sehr, liebevoll zu sein – warum kooperiert mein Kind trotzdem nicht?“ Diese Gedankenspirale hat oft wenig mit der aktuellen Situation zu tun – sondern ganz viel mit uns selbst.
Mit unseren Erfahrungen, Erwartungen, Glaubenssätzen.
In dem Moment sind wir in unserem eigenen Tunnel gefangen – und das verhindert, dass wir wirklich erwachsen reagieren können. Oft kommen auch gesellschaftliche Erwartungen ins Spiel:
„Kinder haben zu tun, was Erwachsene sagen.“
„Ich bin doch die Mutter / der Vater – da muss das Kind doch hören!“ Solche inneren Sätze stammen aus unserer eigenen Kindheit – sie wurden uns vorgelebt und erwartet. Und wenn sie jetzt in uns getriggert werden, rebellieren sie in uns weiter. Ein weiteres häufiges Missverständnis ist:
Entweder das Kind kooperiert – oder es gibt einen Konflikt. Dazwischen gibt es nichts. Aber genau das macht uns abhängig von der Reaktion des Kindes – von seiner Kooperationsbereitschaft.
Dabei ist es nicht die Aufgabe des Kindes, immer zu kooperieren. Wir wollen doch, dass unsere Kinder lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Dass sie verstehen, warum es gerade wichtig ist, die Schuhe anzuziehen. Wenn wir uns in den Machtkampf verlieren, geht es nur noch um Macht – nicht um Verbindung. Also: Wenn unser Kind diesen „Ringkampf“ eröffnet – müssen wir nicht einsteigen.
Wir können uns entscheiden:
Steige ich mit ein – oder bleibe ich in meiner Erwachsenenrolle? Gebe ich meinem Kind Führung, Orientierung, Zuwendung, Mitgefühl? Als Erwachsene tragen wir in jedem Moment die Verantwortung dafür, wie wir handeln – auch im Konflikt. Wenn wir Dinge, die das Kind sagt, persönlich nehmen, wird es schwierig. Der erste Schritt ist daher: Wer bin ich gerade?
Was brauche ich gerade?
Wie fühle ich mich gerade?
Lass uns nochmal in die Szene von vorhin eintauchen – mit dem Schuheanziehen: Was ist gerade in mir los?
„Ich habe Zeitdruck, da ist ein Termin, den ich einhalten muss. Es frustriert mich, weil ich die wenige Zeit mit meinem Kind nicht mit Streit verbringen möchte. Ich will nicht ständig die Oberhand haben – aber gleichzeitig ist es meine Aufgabe, die Führung zu übernehmen.“ Wir müssen in der Lage sein, so zu reagieren, wie wir es möchten – nicht aus dem Impuls heraus. Und dabei ist es wichtig, die Emotionen unseres Kindes anzuerkennen – nicht wegzudiskutieren oder wegzuwischen. Was steckt hinter dem „Nein“?
Vielleicht sucht das Kind Verbindung oder Autonomie. Vielleicht reagiert es gar nicht auf das, was wir sagen – sondern wie wir es sagen. Es spürt:
„Du bist gerade voll im Stress – diese Energie will ich nicht abbekommen.“ Wichtig ist also: Emotionen des Kindes annehmen.
Bedürfnisse erkennen.
Grenzen respektieren.
Emotionen sind immer ein Hinweis:
Was ist gerade los? Was wird gebraucht? Vielleicht ist es:
„Was braucht mein Kind, um mitmachen zu können?“
Oft ist die Antwort: Verbindung. Die Verantwortung für die Pünktlichkeit liegt bei dir – nicht beim Kind. Was wäre, wenn dein Kind sagen würde:
„Ich weiß, ich soll die Schuhe anziehen, aber ich bin noch müde.“
Oder:
„Mein Tag war gestern so anstrengend.“ Wie würdest du reagieren?
Ganz anders, oder? Es hilft, sich in das Kind hineinzuversetzen. Ich hoffe, ich konnte dir einige wertvolle Impulse zum Thema Machtkämpfe und Emotionen mitgeben.
Hab einen wundervollen Tag! Deine Leonie

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