Die Pubertät ist kein Ausnahmezustand – sie ist ein Umbauprozess. In diesem Artikel erfährst du, warum Teenager so reagieren, wie sie reagieren, wie du ruhig und klar bleiben kannst und warum Liebe und Vertrauen die wichtigste Basis sind, um dein Kind durch diese stürmische Zeit zu begleiten.
Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Plötzlich steht da kein Kind mehr vor dir, sondern ein junger Mensch, der dich infrage stellt, diskutiert, sich zurückzieht oder laut wird. Und du fragst dich: Was ist nur los?
Die Antwort ist simpel – und doch so tief: Im Inneren deines Kindes findet ein Umbau statt.
Das Gehirn, die Hormone, der ganze Körper befinden sich in einer Neuorganisation. Besonders der präfrontale Kortex – jener Teil, der für Impulskontrolle, emotionale Regulation und Entscheidungsfindung zuständig ist – entwickelt sich gerade erst vollständig.
Und so, wie jedes Kind sein eigenes Tempo beim Laufen- oder Sprechenlernen hat, hat auch jeder Teenager sein ganz eigenes Tempo in dieser Reifung.
Das bedeutet: Was du im Außen siehst – das scheinbar respektlose Verhalten, die plötzlichen Stimmungsschwankungen, das „Ich hab’s vergessen“ – ist kein persönlicher Angriff auf dich.
Es ist Ausdruck dieser inneren Baustelle.
Wenn dein Teenager also vergisst, den Müll rauszubringen, dann nicht, weil du ihm egal bist, sondern weil sein Gehirn gerade zig andere Prioritäten sortiert.
Das ist keine Absicht – sondern Biologie.
Und genau da liegt oft das Konfliktpotenzial: Wir interpretieren Verhalten. Wir denken, unser Kind will uns ärgern oder lehnt uns ab. Doch in Wahrheit hat sein Verhalten selten etwas mit dir zu tun – sondern mit seinem eigenen Prozess.
Ein schöner Satz lautet:
„Wenn dein Kind in der Pubertät ist, reduziere alle Regeln aufs Lebensnotwendigste.“
Denn viele Konflikte entstehen aus Machtkämpfen, die niemand gewinnen kann.
Je mehr du versuchst, zu kontrollieren, desto stärker zieht sich dein Teenager zurück.
Das Ziel ist nicht, ein perfektes Kind zu erziehen – sondern eine gesunde Beziehung zu halten.
In dieser Phase beginnt dein Kind, sich von dir abzulösen. Es sucht Halt und Zugehörigkeit in seiner Peergroup, bei Gleichaltrigen, und das ist gut so.
Das bedeutet nicht, dass du weniger wichtig bist – sondern, dass du deinen Platz neu findest.
Jetzt bist du nicht mehr die Person, die alles vorgibt, sondern der Mensch, der verlässlich bleibt. Der da ist, wenn’s wackelt. Der Halt gibt, ohne festzuhalten.
Das braucht Vertrauen.
Vertrauen darauf, dass dein Kind seinen Weg findet – und dass du nicht jeden Umweg verhindern musst.
Wenn dein Teenager explodiert, weint oder schreit – versuche, die Gefühle nicht zu bewerten oder kleinzureden.
Sag lieber:
„Ich sehe, du fühlst dich gerade ungerecht behandelt.“
„Das ist okay. Das darf sich so anfühlen.“
Denn: Gefühle verschwinden nicht, weil man sie wegargumentiert.
Sie werden kleiner, wenn sie gesehen werden.
Und falls du manchmal denkst: Mein Kind gibt mir das Gefühl, undankbar oder unfair zu sein – erinnere dich:
Du bist der Erwachsene.
Du trägst die Verantwortung für den emotionalen Rahmen.
Wenn du dich in den Streit hineinziehen lässt, wenn du dich auf dieselbe Ebene begibst, entsteht kein Halt – sondern Chaos.
Bleib in deiner Ruhe, auch wenn es stürmt. Das ist die Stabilität, die dein Kind jetzt braucht.
Am Ende geht es nicht darum, dass dein Kind keinen Mist baut – es wird.
Es geht darum, dass es weiß:
„Ich darf Mist bauen – und darf trotzdem nach Hause kommen.“
Das ist wahre Sicherheit.
Nicht Kontrolle, sondern Beziehung.
Nicht Perfektion, sondern Präsenz.
Dein Kind muss spüren:
Ich bin geliebt. Ich bin gesehen. Ich bin willkommen – so wie ich bin.
Und du darfst wissen:
Du machst das gut. Nimm de Druck raus.
1. Warum verändert sich mein Kind in der Pubertät so stark?
Weil in dieser Phase ein komplexer Umbau im Gehirn, Hormonhaushalt und Körper stattfindet – ähnlich wie eine „Baustelle“, die Zeit braucht.
2. Wie kann ich als Elternteil Konflikte reduzieren?
Indem du Regeln aufs Wesentliche reduzierst, nicht jede Auseinandersetzung persönlich nimmst und deinem Kind den Raum gibst, sich auszuprobieren.
3. Wie gehe ich mit Stimmungsschwankungen meines Teenagers um?
Versuche, die Emotionen wahrzunehmen, ohne sie wegzuargumentieren, und signalisiere, dass du da bist – auch wenn es schwierig ist.
4. Wie kann ich Vertrauen aufbauen, wenn unser Verhältnis gerade schwierig ist?
Durch ehrliche Gespräche, Verständnis, Präsenz und Wertschätzung – selbst in Momenten von Widerstand.
5. Was ist meine wichtigste Rolle in der Pubertät meines Kindes?
Halt, Vertrauen und Beziehung zu bieten – nicht Kontrolle.
Deine Leonie♥️