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Warum dein Kind nicht hört – und wie du echte Kooperation statt Gehorsam erreichst

Veröffentlich
14.12.25
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„Kinder, zieht eure Schuhe an!“ – und nichts passiert? In diesem Blogartikel erfährst Du, warum Kinder oft scheinbar nicht hören, was wirklich dahintersteckt und wie Du statt Druck und Gehorsam echte Verbindung, Kooperation und Vertrauen aufbaust. Für Eltern, die klar führen wollen, ohne laut zu werden.

„Kinder, zieht eure Schuhe an!“ – und nichts passiert.

Kennst du diese Momente, in denen du das Gefühl hast, dein Kind hört dich einfach nicht? Du rufst, erinnerst, erklärst – und bekommst… nichts. Keine Reaktion. Kein Blick. Kein Kommen.

Viele Eltern stellen sich dann immer wieder dieselbe Frage:
Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht hört?

Spoiler vorweg – und ich sage das ganz ehrlich, ohne es schönzureden:
Es geht in den allermeisten Fällen nicht ums Hören.
Und auch nicht um Trotz, Manipulation oder Absicht.

Hört mein Kind nicht – oder gehorcht es nicht?

In meinen Beratungen frage ich Eltern oft als Erstes – mit einem Augenzwinkern:
„Wart ihr beim HNO?“

Das Gelächter, das dann kommt, sagt eigentlich schon alles. Denn natürlich hören unsere Kinder. Sie reagieren nur nicht so, wie wir es erwarten.

Was wir uns in diesen Momenten wünschen, ist meist Gehorsam.
Und gleichzeitig wissen wir tief in uns:

  • Wir wollen nicht drohen
  • Wir wollen keinen Druck ausüben
  • Wir wollen keine Machtkämpfe

Und trotzdem fühlen wir uns hilflos, machtlos, übergangen.

„Ich muss erst laut werden.“
„Ich muss erst drohen, dann passiert was.“

Und genau hier lohnt sich ein ehrlicher Blick.

Kinder leben im Jetzt – und das ist ihre Stärke

Kinder haben eine Fähigkeit, die wir Erwachsenen oft verloren haben:
Sie können komplett im Moment versinken.

Wenn dein Kind spielt, dann spielt es nicht „nur“. Es lernt, verarbeitet, probiert aus, wiederholt Erlebtes. Spielen ist kein Zeitvertreib – es ist Entwicklungsarbeit.

Kennst du das von dir?

  • Du liest ein spannendes Buch
  • schaust eine Serie
  • bist voll im Flow

Und jemand spricht dich an – du hörst es erst beim dritten Mal.

Du ignorierst nicht. Du bist fokussiert.

Genau das passiert auch bei Kindern.

Das eigentliche Problem liegt oft nicht beim Kind

Wenn wir ehrlich sind, tut es weh, wenn unser Kind nicht reagiert.

Was dann hochkommt, ist oft:

  • Frustration
  • Genervtheit
  • Wut
  • das Gefühl, nicht gesehen oder wertgeschätzt zu werden
  • Kontrollverlust

Objektiv wissen wir:
Natürlich können wir aufstehen, hingehen, begleiten.

Aber emotional passiert etwas anderes.

„Es wäre doch so einfach, wenn mein Kind einfach kommen würde.“

Und genau hier liegt der Knackpunkt:
Nicht das Verhalten des Kindes ist das Problem – sondern das Gefühl, das es in uns auslöst.

Wollen wir wirklich Gehorsam?

Viele von uns sind mit der Idee groß geworden:
Kinder müssen brav sein und gehorchen.

Heute wissen wir mehr.
Ein Kind, das nur gehorcht, lernt nicht:

  • selbst zu denken
  • Verantwortung zu übernehmen
  • Grenzen wahrzunehmen
  • für sich einzustehen

Und trotzdem wünschen wir uns im Alltag manchmal genau das.
Nicht, weil wir es wirklich wollen – sondern weil wir müde sind. Unter Druck stehen. Funktionieren müssen.

Das darf man sich ehrlich eingestehen.

Die „Grube“ – ein Bild, das vieles erklärt

Stell dir dein Kind vor wie in einer tiefen Grube.
Es ist ganz in seiner Welt – im Spiel, im Tun.

Du stehst oben und rufst.

Der Schall kommt unten gar nicht an.

Was hilft nicht?

  • Lauter rufen
  • Drohen
  • Strafen

Was hilft?
Du steigst mit in die Grube.

Du gehst in die Verbindung.
Nicht aus einem „um zu“, sondern aus echtem Interesse.

Verbindung vor Kooperation

Ganz konkret bedeutet das:

  • auf Augenhöhe gehen
  • Blickkontakt aufnehmen
  • ggf. Körperkontakt
  • echtes Interesse zeigen

„Was spielst du gerade?“
„Was machen die Tiere?“
„Erzähl mir mal.“

In dem Moment entsteht Verbindung.

Und aus Verbindung entsteht Kooperation.

Ein Kind, das nicht hört, fühlt sich oft selbst nicht gehört.

Praktische Tipps für den Alltag

1. Plane Übergänge bewusst ein

Die kritischen Momente kennst du:

  • morgens anziehen
  • Essen
  • Losgehen
  • Bettfertigmachen

Plane Zeit fürs Abholen ein – nicht nur fürs Ziel.

2. Arbeite mit Vorankündigungen

„Noch 10 Minuten.“
„Noch 5 Minuten.“

Das hilft dem kindlichen Gehirn beim Umschalten.

3. Baue Brücken

  • Spiel „parken“
  • ein Spielzeug mitnehmen
  • einen Spielabschnitt fertig machen lassen

4. Schaffe Rituale

Gemeinsame Übergangsrituale geben Sicherheit und erleichtern Kooperation.

Und ja – manchmal darfst du entscheiden

Es wird Situationen geben, in denen du sagst:

„Ich sehe, dass du weiterspielen möchtest. Und ich entscheide, dass wir jetzt gehen.“

Dein Kind darf das doof finden.
Dein Kind darf wütend, traurig oder frustriert sein.

Du darfst diese Gefühle halten.

Führung bedeutet nicht Härte.
Führung bedeutet Klarheit mit Mitgefühl.

Verantwortung bleibt bei uns

Dein Kind trägt nicht die Verantwortung für Termine.
Nicht für Zeitmanagement.
Nicht für deinen Stress.

Wenn wir zu wenig Zeit eingeplant haben, dürfen wir das anerkennen – ohne es unserem Kind aufzubürden.

Ehrlichkeit mit dir selbst ist hier ein echter Gamechanger.

Dein Kind ist nicht gegen dich

Kein Kind wacht morgens auf und denkt:
„Wie mache ich Mama oder Papa heute fertig?“

Das ist absurd – und trotzdem rutschen wir gedanklich manchmal genau dort hin.

Dein Kind ist abhängig von dir.
Es will Verbindung, Sicherheit und Orientierung.

Nicht Macht.
Nicht Kontrolle.

Fazit: Klar führen – weich bleiben

Leonies Sprachpsychologie bedeutet: Ich übernehme Verantwortung, ohne mein Kind klein zu machen.
Ich spreche klar, nicht hart. Ich bleibe verbindlich, nicht beliebig.
Ich sehe mein Kind – und verliere mich dabei nicht selbst.

Führung heißt hier: Orientierung geben, Übergänge begleiten, Gefühle halten.
Nicht diskutieren aus Unsicherheit, nicht entscheiden aus Macht, sondern handeln aus innerer Klarheit.

Möchtest du tiefer einsteigen?

Wenn du merkst, dass du dir mehr Begleitung, Austausch und konkrete Unterstützung wünschst, dann bist du herzlich eingeladen in meine Herzweiser Community.

Dort schauen wir gemeinsam auf deine Situationen – ehrlich, alltagsnah und ohne Schuldgefühle.

FAQs

Warum hört mein Kind nicht, obwohl ich es mehrmals sage?
Weil Kinder oft tief im Spiel oder im Moment versunken sind – nicht aus Absicht, sondern aus Entwicklung.

Sollte ich lauter werden, damit mein Kind hört?
Kurzfristig vielleicht. Langfristig schadet es der Verbindung und verschärft Machtkämpfe.

Brauchen Kinder klare Führung?
Ja – aber eine Führung mit Mitgefühl, nicht mit Druck.

Was ist wichtiger: Kooperation oder Gehorsam?
Kooperation entsteht aus Beziehung. Gehorsam aus Angst. Kinder brauchen Ersteres.

Auch als Video verfügbar

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