Kennst du das auch? Dein Kind ignoriert ein Verbot und du fühlst dich herausgefordert, ruhig zu bleiben. In diesem Artikel erfährst du, wie du hinter das Verhalten deines Kindes blickst, es besser verstehst und ruhig sowie gelassen bleibst. Mit praktischen Tipps und anschaulichen Beispielen zeige ich dir, wie du in Konfliktsituationen die Verbindung zu deinem Kind stärkst und lösungsorientiert handelst – ohne dich in Ärger oder Frust zu verlieren. Lass dich inspirieren und entdecke, wie du die Herausforderungen des Elternseins mit mehr Gelassenheit meistern kannst!
Heute gibt es wieder eine Frage aus der Community: Mama und Papa verbieten etwas, und das Kind tut es trotzdem. Wie können wir da noch gelassen bleiben?
Egal in welchem Alter – es ist erst einmal wichtig zu verstehen: Was braucht dein Kind gerade, und warum tut es etwas? Dafür ist es wichtig, dass du in Verbindung mit dir selbst und deinem Kind bist – und nicht in deinem Ärger, deiner Wut oder deinem Alltagsstress gefangen bist. Nur so kannst du wirklich präsent sein.
Schritt 1: Verstehen, warum Kinder handeln, wie sie handeln
Das Alter spielt hierbei natürlich eine Rolle. Wenn du zum Beispiel ein Kleinkind hast, das immer wieder an die Schublade geht, obwohl es weiß, dass es das nicht darf, solltest du den Entwicklungsstand deines Kindes berücksichtigen. Kinder haben eine natürliche Neugier, die Welt zu entdecken.
Viele sagen, man müsse nur konsequent genug sein, dann mache das Kind es nie wieder. Ich glaube, das ist ein Irrtum. Kinder haben diese natürliche Neugier, und dieser Impuls ist oft viel stärker als der Wunsch, zu tun, was Mama und Papa sagen.
Beispiel: Die Schublade
Sobald wir den Raum verlassen, verlässt auch die Regel den Raum, und das Kind geht an die Schublade – aber nicht, um etwas extra zu tun, sondern weil es seinen natürlichen Impulsen folgt, die Welt zu entdecken.
Diese Neugier ist unglaublich wichtig und wertvoll, um in dieser Welt zu leben und sie verstehen zu können. Dafür braucht es genau diese Erfahrungen. Wenn wir das verstehen, gibt es andere Möglichkeiten, damit umzugehen – zum Beispiel den Raum zu verlassen oder die Sachen aus der Schublade woanders hinzuräumen.
Schritt 2: Konflikte verstehen und entschärfen
Ein anderes Beispiel ist ein Streit zwischen Kindern:
Zwei Kinder haben einen Konflikt. Ich komme dazu und sage: „Nein, lass das sein! Nicht hauen!“ – und dann haut das Kind weiter oder erst recht.
Hier ist es sinnvoll zu verstehen: Warum macht es das? Warum ist das Kind gerade nicht in der Lage, sich so zu verhalten, wie wir es möchten? Es ist hilfreich, in die Vogelperspektive zu gehen, sich etwas von der eigenen Emotion zu lösen und zu erkennen:
Was ist bei mir los?
Was ist bei meinem Kind los?
Worum geht es hier eigentlich gerade?
Schritt 3: Aktiv gegensteuern
Dem kannst du aktiv entgegenwirken, indem du deinem Kind bewusst Aufmerksamkeit schenkst und diese Gemeinsamkeiten lebst. So braucht es solche Situationen gar nicht erst.
Vielleicht schaffst du es nicht immer, ihm die Verbindung und Aufmerksamkeit zu schenken, die es gerade braucht – und manchmal kommt es trotzdem zu solchen Situationen. Dann ist es wichtig, dahinterzuschauen und nicht ins Beurteilen, Bewerten oder Schimpfen zu gehen.
Schritt 4: Auf das Bedürfnis hinter dem Verhalten schauen
Versuche wirklich, nicht auf das Verhalten deines Kindes zu reagieren, sondern auf das, was wirklich dahintersteckt.
Wenn du spürst, dass dein Kind gerade Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht oder es gar nicht verstanden hat, was Sache ist – manchmal vergessen wir, dass Kinder emotional oder kognitiv noch nicht verstehen, warum sie etwas nicht machen dürfen und diese Impulskontrolle noch nicht haben – dann kannst du mit Verständnis auf die Ursache schauen und gemeinsam mit deinem Kind eine Lösung finden.
Schritt 5: Ursachen erkennen statt Gehorsam erzwingen
Was ich betonen möchte: Es dient nicht unbedingt dem Wohle des Kindes, wenn es einfach den Eltern gehorcht, ohne dass diese die Ursache erkannt haben.
„Okay, hauen darf ich jetzt nicht. Ich kann aber nicht anders, als die Wut nach außen auszudrücken. Wenn ich das nicht darf, kann es auch sein, dass ich diese Wut gegen mich selbst wende, wenn ich sie unterdrücke.“
Deshalb ist es so wichtig zu verstehen:
Das Kind macht diese Dinge nicht, um dich zu provozieren.
Du hast auch nichts falsch gemacht, und du bist auch keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater.
Dein Kind ist nicht böswillig.
Schritt 6: Reflexion und Ursachenforschung
Beobachte dich selbst und dein Kind, um zu verstehen:
Ist die Situation gerade ein Ventil, weil sich Emotionen aus einer anderen Situation angestaut haben?
Geht es darum, deine Aufmerksamkeit oder Zuwendung zu bekommen?
Oder vielleicht darum, sich besser oder mehr spüren zu können?
Beispiel: Familiäre Belastungen erkennen
Es kann auch sein, dass das Kind auf eine belastende Familiensituation reagiert:
Zum Beispiel, wenn gerade viel Druck durch viele Termine, einen Hausbau, Krankheit in der Familie oder Ähnliches entsteht. Das Kind möchte mit seinem Verhalten darauf aufmerksam machen: „Da ist etwas nicht in Ordnung, euch geht es nicht gut.“
Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie es uns gerade geht. Ganz oft hilft es, bei sich selbst anzufangen:
Wie sieht gerade mein Leben aus?
Fühle ich mich ausgeglichen oder sehr gestresst?
Oft hilft es, den Stress herauszunehmen, Dinge umzugestalten oder die Sichtweise zu ändern. Wenn ich den Fokus wieder auf mich und meine Familie lenke, dann passiert es auch automatisch, dass gewisse Konflikte einfach nicht mehr entstehen.
Schritt 7: Gemeinsam Lösungen entwickeln
Sobald du verstehst, was wirklich hinter dem Verhalten deines Kindes steckt, könnt ihr gemeinsam Lösungen finden. Überlege, welche Bedürfnisse im Vordergrund stehen und wie ihr diese gemeinsam adressieren könnt.
Fazit
Wenn Kinder Verbote ignorieren, steckt oft ein tieferes Bedürfnis dahinter. Mit Verständnis, Geduld und einer achtsamen Reflexion kannst du dein Kind besser verstehen und gelassener auf diese Situationen reagieren.