
Konflikte mit Großeltern entstehen oft aus Liebe und unterschiedlichen Erwartungen. Erfahre, wie du Spannungen zwischen Eltern und Großeltern löst, Grenzen setzt und Familienfrieden förderst.
Viele Eltern erleben es: Kaum sind die eigenen Kinder da, entstehen plötzlich Spannungen, die man nie erwartet hätte – nicht mit den Kindern, sondern mit den Großeltern.
Dabei wollen weder Oma noch Opa uns ärgern. Genauso wenig wollen unsere Kinder uns herausfordern, wenn sie sich „anders“ verhalten. Jeder Ausdruck – ob ein Geschenk, eine Geste oder ein bestimmtes Verhalten – ist letztlich ein Versuch, Zuneigung zu zeigen oder Bedürfnisse zu erfüllen.
Konflikte sind nichts Schlechtes. Sie entstehen, wenn Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, Bedürfnissen und Erfahrungen aufeinandertreffen.
In der Beziehung zu Großeltern wird es besonders komplex, weil gleich mehrere Ebenen mitschwingen:
Wir sind Eltern und gleichzeitig immer noch Kinder unserer eigenen Eltern. Dazu kommt die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern – und schon entsteht ein Beziehungsnetz, das leicht Spannung erzeugt.
Oft haben Eltern und Großeltern unterschiedliche Vorstellungen davon, was gut und richtig ist – sei es bei Ernährung, Erziehung oder Geschenken. Diese Unterschiede können leicht als Kritik oder Ablehnung empfunden werden.
Als Eltern tragen wir die Verantwortung für unsere Kinder – und wir treffen die Entscheidungen. Das ist unser Auftrag.
Gleichzeitig wünschen wir uns häufig Unterstützung und Verständnis von unseren Eltern oder Schwiegereltern. Und das ist völlig berechtigt. Doch: Unterstützung ist kein Automatismus, sie lebt von Kommunikation und gegenseitigem Verständnis.
Großeltern handeln meist aus Liebe. Wenn sie Spielzeug kaufen, Süßigkeiten schenken oder eigene Regeln aufstellen, steckt selten Absicht dahinter. Oft wollen sie einfach Freude bereiten – so, wie sie es kennen.
Wir leben heute in einer Zeit, in der Eltern sich intensiv mit Themen wie Erziehung, Bindung, Ernährung und Entwicklung auseinandersetzen. Wir haben uns informiert, vielleicht weiterentwickelt – und erwarten oft, dass unsere Eltern das anerkennen.
Doch manche Großeltern fühlen sich dadurch kritisiert oder ausgeschlossen.
Das bedeutet nicht, dass sie gegen uns arbeiten, sondern dass alte Dynamiken angetriggert werden: Wir fallen in Rollen zurück, die wir längst überwunden glaubten – das Kind, das sich rechtfertigen muss, oder der Elternteil, der sich übergangen fühlt.
Wenn Konflikte immer wieder auftauchen, lohnt sich die Frage: Reagiere ich gerade als erwachsene Frau oder als Tochter, die sich unverstanden fühlt?
Selbstreflexion hilft, um aus alten Mustern auszusteigen. Erst wenn wir in unserem Erwachsenen-Ich sind, können wir auf Augenhöhe Grenzen setzen und klar kommunizieren.
Es ist wichtig, Grenzen zu ziehen – aber ebenso wichtig, diese liebevoll zu formulieren.
Unsere Eltern stammen aus einer anderen Zeit, mit anderen Werten und Vorstellungen. Nicht jeder ist bereit, alles zu hinterfragen.
Wir dürfen erklären, warum uns etwas wichtig ist, und dennoch akzeptieren, dass sie Dinge anders sehen. Grenzen heißen nicht Trennung – sie schaffen Klarheit.
Ein Beispiel:
„Ich weiß, du möchtest deinem Enkel Freude machen, aber bitte keine Süßigkeiten vor dem Abendessen.“
Das ist kein Angriff, sondern eine Einladung zum Mitgestalten.
Manchmal dürfen wir auch loslassen. Es ist okay, wenn bei den Großeltern andere Regeln gelten – solange das Kindeswohl nicht gefährdet ist.
Denn für Kinder ist es wertvoll, verschiedene Beziehungsräume zu erleben. Vielleicht erinnern sie sich später an genau diese Momente mit einem Lächeln:
„Bei Oma durfte ich auf der Couch Schokolade essen – das war so schön!“
Diese Erinnerungen prägen, ohne dass sie unsere Erziehung infrage stellen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen Konflikte tiefer liegen – vielleicht weil alte Verletzungen oder ungelöste Themen zwischen den Generationen bestehen.
Dann hilft es, ehrlich zu prüfen, was möglich ist:
Manchmal ist es hilfreich, Konflikte nicht nur als Störung zu sehen, sondern als Einladung zum Wachstum.In meinem Beitrag „Konflikte als Chance“ erfährst du, wie du schwierige Situationen als Weg zu mehr Klarheit, Verständnis und innerer Stärke nutzen kannst.
Manchmal ist es auch notwendig, den Kontakt zu begrenzen, um die eigene Familie zu schützen. Das ist kein Scheitern, sondern Selbstfürsorge.
Großeltern erleben oft selbst einen Wandel: Plötzlich sind sie nicht mehr die Hauptbezugspersonen, sondern Beobachter. Sie möchten helfen, werden aber nicht immer gebraucht. Das kann schmerzen.
Wenn wir ihr Verhalten aus dieser Perspektive betrachten, fällt es leichter, Verständnis zu entwickeln – ohne unsere Grenzen aufzugeben.
Familienkonflikte sind normal. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen.
Wenn wir bereit sind, die Perspektive zu wechseln, klar zu kommunizieren und uns selbst zu reflektieren, entsteht Raum für Verbindung.
Unsere Kinder profitieren am meisten, wenn sie erleben, dass Liebe nicht perfekt sein muss – aber echt.
Was tun, wenn Großeltern meine Erziehungsregeln ignorieren?
Sprich ruhig, aber bestimmt an, was dir wichtig ist. Wiederhole deine Grenzen konsequent, ohne dich zu rechtfertigen.
Sollte ich den Kontakt abbrechen, wenn es zu viel wird?
Nur, wenn du merkst, dass Gespräche nicht fruchten und dein Kind oder du darunter leiden. Ein Abstand kann helfen, Klarheit zu gewinnen.
Wie kann ich alte Verletzungen aufarbeiten?
Manchmal ist professionelle Unterstützung sinnvoll. Gespräche mit Mediatoren oder Familiencoaches öffnen neue Perspektiven.
Wie schaffe ich es, loszulassen?
Vertraue darauf, dass Kinder zwischen unterschiedlichen Menschen unterscheiden können. Unterschiedliche Erziehungsstile bedeuten nicht automatisch Verwirrung, sondern Vielfalt.
Am Ende geht es nicht darum, wer recht hat, sondern ob wir bereit sind, uns gegenseitig wirklich zu sehen – als Menschen, die lieben, auch wenn sie es manchmal unterschiedlich ausdrücken.
Alles Liebe,
deine Leonie♥️